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Human Centered Design im Requirements Engineering

Human Centered Design (HCD) ist ein Ansatz um Probleme zu lösen. Eine Methode, welche die Kernbedürfnisse der Zielgruppe in den Fokus stellt. Mit zahlreichen Werkzeugen, unterschiedlichen Vorgehen und Denkansätzen wird die Ursache oder der Auslöser eines Problems gesucht.

Der Fokus liegt dabei immer auf den Menschen, dem Kontext und der Umgebung, in welcher sie Leben oder Arbeiten. Human Centered Design (HCD) hat zum Ziel, sich mit den Menschen zu verbinden, um ihre Perspektive im Detail zu verstehen. Die innovative Lösung, die erarbeitet wird, muss auf die tatsächlichen Bedürfnisse und die Lebenssituation der Zielgruppe ausgerichtet sein.

Prinzipien des Human Centered Designs

Don Norman, der den Ansatz des Human Centered Designs prägte, nennt vier Prinzipien, die zentral sind beim HCD.

  1. Mensch im Mittelpunkt: Der Mensch steht im Fokus, um eine Lösung zu erarbeiten, die auf die Kernbedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten ist.

  2. Verstehen und lösen der richtigen Probleme, der Kernprobleme: Es geht darum, das eigentliche Problem zu verstehen. Die Ursachen, die grundlegenden Auslöser, welche Schwierigkeiten verursachen. Wird das Problem nicht an der Wurzel angepackt, tauchen die Symptome einfach immer wieder auf.
  1. Alles ist verbunden: Alles soll als ein System aus miteinander verbundenen Teilen betrachtet werden. Das Verständnis für den gegenseitigen Austausch, Abhängigkeiten und Gemeinsamkeiten ist dabei von grosser Bedeutung.
  1. Kleine und einfache Eingriffe: Iterativ arbeiten und Lösungen nicht überstürzen: Mit kleinen, einfachen Massnahmen zu arbeiten, aus welchen man nach und nach lernt, dies ist die Vorgehensweise, welche Don Norman empfiehlt. Kontinuierlich Prototypen entwickeln, testen und verfeinern soll sicherstellen, dass Lösungen entwickelt werden, die auf die Kernbedürfnisse der Zielgruppen ausgerichtet sind.

Auf der tiefen Suche nach den Wünschen, Präferenzen und Beweggründen ist es zentral, die Perspektive des Gegenübers einzunehmen. Oft gelingt das nicht im ersten Zug. Es benötigt mehrere Iterationen, bis man den Blickwinkel des anderen versteht. Fragen aus unterschiedlichen Richtungen, Sinnbilder und Beispiele bringen nach und nach den subjektiven Blickwinkel zum Vorschein.

Empathie ist dabei eine Schlüsselkomponente. Der Perspektivenwechsel verlangt, sich in andere hineinversetzen zu können. Da sich beim Human Centric Design alles um subjektive Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte dreht, spielen Emotionen und Gefühle eine wesentliche Rolle im Prozess.

Methoden des Human Centered Designs

Was Emotionen und Gefühle mit sich bringen? Bedürfnisse sind nicht immer einfach in Worte zu fassen. Um sie sichtbar zu machen, kommen bei der Arbeit im HCD kreative Methoden zur Anwendung.

  • Analogien beispielsweise helfen dabei Erinnerungen und Erfahrungen an verwandte Themenbereiche mit ähnlichen Mustern hervorzuholen.
  • Ein weiteres Beispiel sind Collagen. Ein einfaches Mittel, um Emotionen abzubilden oder die Vorstellungskraft zu unterstützen.
  • Wenn man sich in die Lage der Zielperson versetzen möchte, kann Immersion genau die richtige Methode sein. Einen Tag lang die Entscheide, Tätigkeiten und Eigenschaften der Person mitzuverfolgen hilft dabei, sich ganz in die andere Perspektive hineinzudenken.
  • Die bereits erwähnten Iterationen legen das Arbeiten mit Prototypen nahe. Das Ziel ist es, möglichst früh zu überprüfen, ob die Bedürfnisse der Zielgruppen im Prozess richtig verstanden wurden. Mit frühen Prototypen lässt sich in der Interaktion mit potenziellen Kunden klären, ob der gewünschte Nutzen erfüllt wird.

Neben den oben erwähnten Praktiken existieren zahlreiche weitere Techniken und Methoden, welche die Intuition und Inspiration im HCD-Prozess stärken.

Phasen des Human Centered Designs

Oft wird der Schaffensprozess im HCD in vier Phasen unterteilt: Clarify, Ideate, Develop und Implement.

Clarify

Im ersten Abschnitt dreht sich alles um das Verständnis der Kernproblematik. Zu Beginn werden Daten gesammelt, Kunden beobachtet oder Feedback analysiert, um den tief verborgenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Dabei kommen mitunter die erwähnten vier Methoden zum Einsatz.

Ideate

Sind die Wünsche, Beweggründe, Begierden oder Interessen fürs Erste geklärt, geht es in die Phase der Ideation. Mit weiteren Tools und Methoden, wie beispielsweise dem Brainstorming, gilt es nun Ideen zu den identifizierten Problempunkten zu finden. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Das Ziel ist es, zahlreiche Lösungsansätze, Ideen und Möglichkeiten zu erarbeiten, die den Ausschlag zur Lösungsfindung geben können.

Develop

Die zahlreichen Lösungsvorschläge werden in der dritten Phase einer Prüfung unterzogen - in Abstimmung mit den gesammelten Bedürfnissen aus dem ersten Abschnitt. Ein Framework, das bei der Auswahl hilft, ist das Design Thinking Venn Diagramm. Entwickelt wurde es von IDEO und setzt sich aus den drei Begriffen Desirability, Feasibility und Viability zusammen.

Mit diesen drei Merkmalen lassen sich Ideen in der Develop-Phase aus drei Blickwinkeln beurteilen:

  • Desirability: Erfüllt die Innovation die Kernbedürfnisse der Anwender und gibt es einen Markt dafür?
  • Feasibilty: Kann die Idee funktionell umgesetzt werden und verfügt die Organisation über die nötigen Ressourcen, um die Innovation zu realisieren? Gibt es rechtliche, wirtschaftliche oder technologische Hindernisse?
  • Viability: Ist diese Innovation nachhaltig? Kann das Unternehmen dieses Produkt über einen längeren Zeitraum hinweg gewinnbringend produzieren oder liefern?

Jede Idee wird auf die drei Merkmale geprüft. Übrig bleiben nur die Vorschläge, die eine reelle Chance haben am Markt zu bestehen.

Implement

In der vierten Phase folgt die Implementation. In diesem Abschnitt ist entscheidend, internen und externen Stakeholdern, Konsumenten und dem Umfeld den Mehrwert des neuen Produkts aufzuzeigen. Storytelling ist dabei eine Methode, die schon oft erfolgreich angewendet wurde.

Wichtig dabei ist, das Verständnis für das Produkt zu fördern, um Akzeptanz zu erreichen. Weiterhin sind Feedbacks von grosser Bedeutung, um die Innovation laufend an Kundenbedürfnisse anzupassen.

Human Centric Design in der Anwendung bei impace

Dieser Einblick in das Vorgehen des Human Centered Design zeigt: Der Fokus beim HCD liegt auf dem Nutzererlebnis und der Benutzerfreundlichkeit. Emotionen und Gefühle zu erfassen und in den Prozess zu integrieren ist bei der Entwicklung von Innovationen entscheidend.

Impace baut Methoden des HCD in unterschiedlichen Bereichen der Business Analyse und des Requirements Engineerings ein, um die Kernbedürfnisse der Anwender früh in den Lösungsfindungsprozess zu integrieren. Somit gelingt die Übersetzung der Wünsche und Ideen in Anforderungen, welche bei der Entwicklung für das Software Development-Team von zentraler Bedeutung sind. 

Autor:

Dominik Lischer, Business Analyst

Quellen: 

https://www.ionos.de/digitalguide/websites/web-entwicklung/human-centered-design/

https://www.interaction-design.org/literature/topics/human-centered-design?srsltid=AfmBOopP61mj5F05_DMHI3bmJGBYiKmGypO5chHRCPXw_VwIiXXnErqT

https://online.hbs.edu/blog/post/what-is-human-centered-design

https://www.ideo.com/journal/design-kit-the-human-centered-design-toolkit

https://www.mural.co/blog/design-thinking-vs-human-centered-design

 Titelbild:
 
Zeichnung Visual Thinking: Dominik Lischer, Venn-Diagramm by IDEO